Frankfurter Allgemeine Heft 155 / Februar 1983 - Jean Shrimpton
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Frankfurter Allgemeine Heft 155 / Februar 1983 - Jean Shrimpton

Titelbild: Jean Shrimpton in einem Abendkleid von Cardin, 1970 aufgenommen in einern Pariser Studio: Niemand versteht sich besser auf die Kunst, Frauen und ihre Mode zu fotografieren, als der unvergleichliche Richard Avedon

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Original Inhaltsbeschreibung:

  • Über Leute
  • Surprise, Change, Shock: Freddy Langer
  • Richard Avedons Augenblicke Fotos Richard Avedon
  • In solchen Sachen auch gespannt, was andre machen: Der ehrbare Voyeur Illustrationen Seymour Chwast Siegfried Diehl
  • Garten: Narziß und Narzisse Johannes Roth, Foto Marion Nickig
  • Auf die Goldwaage gelegt: Vom Wägen und Wiegen der Ehrbarkeit Fotos Marion Nickig Stella Baum
  • Kalender der Woche
  • Fragebogen: Ferdinand Porsche
  • Schach Roswin Finkenzeller
  • Matchbox: Kreuzwort, Ortstermin, Streichholzspiel
  • Titel

In Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf

„Woran arbeiten Sie?“ wurde Herr K. gefragt. Herr K. antwortete: „Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen nächsten Irrtum vor.“ Diese vier Zeilen sind von Brecht. Sie tragen die Überschrift „Mühsal der Besten“. Dennoch stehen sie hier nicht als eine für den Wahlkampf umgemünzte Lesefrucht dieses oder jenes Parteisekretärs. Herr K., der sich so weise vernehmen läßt, ist bloß der Herr Keuner. Man darf nicht alles für bare Münze nehmen, was in diesen Wochen frech gesagt oder stolz vorgezeigt wird — noch nicht einmal die hier auf die Seite geworfenen Münzen. Denn es sind keine Münzen, nur Münzgewich-
te. Gewichte, die einst auf die Goldwaage gelegt wurden, damit sich keiner an zu leichtem Geld bereichere; Goldwaagen waren Geldwaagen. Diese sieben Mailänder Münzgewichte aus napoleonischer Zeit bereichern nun allerdings das Magazin oder richtiger: den freundlichen Benutzer des Magazins, den sie darauf aufmerksam machen wollen, daß in diesem Heft einiger Wert samt zugehörigen Worten auf die Goldwaage gelegt wird. „Du wägest dein Silber und Gold, bevor du es aufbewahrst; warum wägest du nicht auch deine Worte auf der Goldwaage?“ (Sirach 28, 29) Wir wollen uns nicht selber in Verlegenheit bringen und wenden uns rasch wieder den öffentlichen Übeln zu, den immerwährenden. „Je schlechter die Münzen dieser Zeit an Gehalt und Gepräge sind, desto öfter findet sich die Göttin Moneta auf denselben; so wie die Ehre ein häufiges Wort in dem Munde einer Person ist, an deren Ehre man zu zweifeln hat,“ Eine Beobachtung, die nicht nur die Zustände im alten Rom beschreibt, das Winckelmann gemeint hatte. Falschmünzerei gehört nun einmal zur politischen Kultur. Weil das Magazin aber dem Wahren, Guten, Schönen dient und nicht der Wahrheit vom Tage, den Irrtümern von gestern oder den Versprechungen für morgen, weil es alle aktuelle politische Anspielung partout vermeidet, müßte nun auf eine zweite Geschichte vom Herrn Keuner verzichtet werden, wäre sie nicht schon bald fünfzig Jahre alt. „Ich habe bemerkt“, sagte Herr K. „daß wir viele abschrecken dadurch, daß wir auf alles eine Antwort wissen. Könnten wir nicht im Interesse der Propaganda eine Liste der Fragen aufstellen, die ganz ungelöst sind?“ Nun denn: Da gibt es nicht nur Finkenzellers Schachproblem und das vermaledeite Kreuzworträtsel, da sind auch wieder das unsterbliche Streichholzspiel und der diesmal nur auf den ersten Blick ganz unlösbar scheinende, am Ende doch zu enträtselnde Ortstermin.

Johannes Roth

Heft Nr. 155 / 7 Woche vom 18 Februar 1983

Seitenanzahl: 47 Seiten

FAM-DE.1983.nr.155

Eigenschaften von diesem Artikel

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