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Frankfurter Allgemeine Heft 24 / August 1980 - Paddy
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Frankfurter Allgemeine Heft 24 / August 1980 - Paddy

Titelbild: Trunken torkelt Paddy auf dem tanzenden Schwein: Was um die Jahrhundertwende zu schiere, Spaß im Kinderzimmer taugte, läßt heute die Augen ernster Männer leuchten. Mechanisches Spielzeug aus Kaiser Wilhems Zeiten ist zur Kostbarkeit für Sammler geworden

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Original Inhaltsbeschreibung:

  • Über Leute
  • Der Mann, der sich Verzauberer nennt: Alexander Adrion Fotos Andre Reiser und Udo Pini
  • Ferien in Englands guten Stuben: Bed and Breakfast Fotos Gerd van Rijn und Peter Hays
  • Blech aus dem Kinderzimmer: Altes Spielzeug Fotos Lettera und Helmut Fritz
  • Garten: Über den Zäun Nikolas Benckiser
  • Kalender der Woche
  • Cartoon: ABC-Geschichten Hans Hillmann
  • Fragebogen: Daniel Keel
  • Schach Roswin Finkenzeller
  • Matchbox: Worum geht's? Gurkenstein
  • Matchbox: Kreuzwort, Ortstermin, Streichholzspiel
  • Titel

Ochsenauge, das Ei des Kolumbus

Das weiß ein jeder, wer’s auch sei, gesund und stärkend ist das Ei.“ Die Auskunft stammt, das fühlt ein jeder, von Wilhelm Busch - und sie ist trotzdem richtig. Kein anständiges Kreuzworträtsel der herkömmlichen Art, geschweige denn ein Kochbuch, kommt um das Nahrungsmittel mit zwei Buchstaben herum. Es gibt eine schier unendliche Fülle von Eierspeisen, ab ovo vom Eierauflauf bis zum Eierschwämmchen, gedämpft, den Eierpunsch nicht zu vergessen und das Ei im Schlafrock. Aber indem wir so generalistisch auf das Ei sehen, lassen wir das Huhn laufen, und das will heißen: Was sind alle Raffinessen der Verarbeitung gegen das einfache Ei in der Pfanne, das Spiegelei, das wegen seines traurigen Aussehens in Süddeutschland
auch Ochsenauge genannt wird.
Der Erfinder des Spiegeleis ist zugleich auch der Entdecker Amerikas. Denn das kann sich ja schließlich ein jeder denken, daß das berühmte Ei des Kolumbus nicht einfach in der aufgeschlagenen Schale bestand. Also: Der christliche Seefahrer haute dem Kardinal Mendoza nach seiner ersten Reise das Ei auf den Tisch; es blieb, wie man leicht nachprüfen kann, nicht auf der Spitze stehen, sondern zersprang; die spanische Hitze drang durchs Fenster — in fünf Minuten war das Ochsenauge fertig. So die wahre Anekdote, wie sie auch von der deutschen Gastronomie begriffen wird. Ein Spiegelei überm Schinkenbrot heißt „Strammer Max“ und kostet zehn Mark fünfzig, ein Ochsenauge macht das gebratene Kalbfleisch zum Schnitzel ä la Holstein und gleich vier Mark besser. Das ist das Ei des Kolumbus.
Aber wir wollen es nicht neben das Nest legen. Und weil Ostern schon eine Weile vorbei ist, lassen wir das Ochsenauge nach einem anderen aktuellen Anlaß schweifen. Und siehe da: Am Montag, dem 18. August, wird Peter Kreuder fünfundsiebzig Jahre alt. Der Aachener Pianist und Komponist schrieb nicht nur ein paar unauffällige Opern und Musicals, sondern vor allem mehr als hundertfünfzig Filmmusiken, aus denen sich zahlreiche Ohrwürmer erhalten haben. Seit 1936, seit dem zeitgemäßen Film „Glückskinder“, gackert’s denn auch unaufhörlich durchs Gemüt: „Ich wöllt’, ich wär’ ein Huhn, ich hätt’ nicht viel zu tun...“ Denkste, sagt die moderne Batteriehenne. Sie wäre lieber in England bei Bed and Breakfast. Aber als Gast.

Siegfried Diehl

Heft Nr. 24 / vom 15 August 1980

Seitenanzahl: 31 Seite

FAM-DE.1980.nr.24

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