Frankfurter Allgemeine Heft 26 / August 1980 - Orchidee
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Frankfurter Allgemeine Heft 26 / August 1980 - Orchidee

Titelbild: Seltsame Formen von bizarrer Symmetrie. Seit Jahrtausenden spielt die Orchidee eine beziehungsreiche Rolle im Aberglauben der Völker. Das exotische Gewächs gedeiht auch bei uns, als Frauenschuh

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Original Inhaltsbeschreibung:

  • Über Leute
  • Wacht über die Mark: Bundesbankpräsident Pöhl Wilhelm Seuß Fotos Susanne Esche
  • Blumen der Lust: Orchideen Beatrice Flad-Schnorrenberg Fotos Ralf Schultheiss
  • Meisterin des Aufschwungs: Andrea Bieger Rolf Heggen Fotos Rainer Martini
  • Waren-Welt: HiFi-Geräte Horst-Dieter Ebert
  • Kalender der Woche
  • Fragebogen: Franz Josef Strauß
  • Schach Roswin Finkenzeller
  • Matchbox: Worum geht's?
  • Matchbox: Kreuzwort, Ortstermin, Streichholzspiel
  • Titel

Tausender über klopfendem Herzen

„Was ist Geld? Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt“, heißt es bei Heinrich Heine in den „Reisebildern“. Der gebildete Mensch spricht nicht über Geld. Oder doch?
Gerade jene, die viel im Kopf und wenig in der Tasche haben, reden am meisten darüber. Ein verschuldeter Schriftsteller wie Balzac wollte wenigstens in der Phantasie reich sein und stattete seine Figuren mit Finanzgenie aus. Die notleidende Franziska Gräfin zu Reventlow schrieb einen Roman mit dem Titel „Der Geldkomplex“, worin es heißt: „Nach meinem Gefühl wären fast alle Psychosen in erster Linie mit Geld zu heilen.
In unserer bargeldlosen Zeit, wo der Lohnstreifen die Lohntüte verdrängt hat, ist das Geld abstrakt geworden. Einmal wie der knauserige Dagobert Duck in Talern zu baden, bleibt ein Kindertraum. Allenfalls am Tag des Autokaufs trägt der Mitteleuropäer einige Tausender bar in der Brieftasche bei sich: über klopfendem Herzen.
Gewöhnlich stellt man sich sein Geld mit der Unterschrift selber her (einer, der dies für uns alle tut, wird in diesem Heft vorgestellt). Jedoch: was für ein Aufsehen erregte noch Mephisto, als er dem Kaiser - im zweiten Teil des „Faust“ - vorschlug, einfach einige Bogen mit seinem Namenszug zur Währung zu erheben: „Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt, / Ist so bequem, man weiß doch, was man.hat“! Es war allerdings ein teuflischer Rat. Damals war der Eurocheque noch nicht erfunden.
Übrigens machte sich auch Heine schon keine Illusionen: „Das gehaßte Schwert und das verachtete Geld erringen dennoch am Ende die Obergewalt, und die Repräsentanten des Geistes müssen sich mit ihnen verständigen.“ Während er seinem Verleger schrieb: „Ich Ärmster bin in einer Geldnot, von welcher Sie keinen Begriff haben“, wußte der von der Zensur verfolgte Dichter über seine Mitmenschen zu sagen: „Das Geld ist der Anfang und das Ende aller ihrer Werke.“ Oder nicht?

Volker Hage

Heft Nr. 26 / vom 29 August 1980

Seitenanzahl: 31 Seite

FAM-DE.1980.nr.26

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