Frankfurter Allgemeine Heft 65 / Mai 1981 - Greyhounds
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Frankfurter Allgemeine Heft 65 / Mai 1981 - Greyhounds

Titelbild: Schlank und schnell: Greyhounds sind von Kopf bis Fuß auf Leistung eingestellt. Windhunde dieser Rasse zählen zu den schnellsten Lebewesen der Erde

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Original Inhaltsbeschreibung:

  • Über Leute
  • Setzt sich und Restaurants in Szene: George Lang Horst-Dieter Eben Fotos Calle Hessiefors
  • Zernagt von Regen, Sonne, Wind: Herrenhäuser in Irland Fotos Simon Marsden Dieter Vogt
  • Falscher Hase ist ihr Leibgericht: Windhunde Fotos Pete Dine Rolf Heggen
  • Kalender der Woche
  • Fragebogen: Senta Berger-Verhoeven
  • Schach Roswin Finkenzeller
  • Matchbox: Worum geht's?
  • Matchbox: Kreuzwort, Ortstermin, Streichholzspiel
  • Titel Pete Dine

Vom Umgang mit Flaschen oder Die Vernunft hat keine Chance

Wieder einmal ist ein altgewordener Korken im Flaschenhals abgerissen. Die Tischrunde sieht belustigt oder mitleidig oder gar ungeduldig zu, wie der Hausherr mit ungeschickten Händen und ungeeignetem Werkzeug diesem eingeklemmten Bröselding nicht beikommt. In diesem Augenblick ist der Unglückliche reif für die Revolution. Doch schon am nächsten Morgen würde er, wäre er denn vor die Wahl gestellt, wider alle Vernunft sich wiederum gegen das Bessere und leichter Handhabbare entscheiden: gegen den Schraubverschluß und für die Flasche, die immer noch mit Kork verpfropft ist.

Unterdessen wissen es aber nicht nur die Weinprofessoren und die Abfülltechniker, jeder hat es schon gehört oder gelesen: Wein wäre mit dem Metallverschluß nicht schlechter, sondern besser aufgehoben als unterm Kork. Auch Champagner verlöre nichts, wenn er beim Öffnen statt des zusammengeleimten „Naturkorks" den Kunststoffpfropfen heraustreiben dürfte. Aber: Der Kunststoff steckt ja schon in der Sektflasche. Und der Schraubverschluß deckelt ja die Südtiroler Konsumweine und die minderen unter den kalifornischen. Die teuren sind auch dort mit Kork versorgt. Warum wohl? Ist es der Hang zum Irrationalen, der grade dann übermächtig wird, wenn es ums vermeintliche Prestige geht? Zur richtigen Weinflasche gehört der richtige Verschluß, das wissen sogar die Amerikaner. Der Wein ist uns heilig. Schlimm ge-nug, was man so alles von den Kellermeistern hört. Dann soll wenigstens das Erscheinungsbild stimmen. Kork ist teurer, gewiß, aber das Gute hat seinen Preis. Und Kork ist gut, denn er hat Tradition. Wein und Tradition, das klingt zusammen. Deswegen liegt hier traditionelles Kellnerwerkzeug. (Je edler die Flasche, desto gewöhnlicher der Flaschenöffner.) Auch deshalb, weil es nicht schon wieder das Geigenharz sein kann. Denn George Lang, einst Wun-derkind an der Violine, spielt nun doch nicht die erste Geige in Amerikas Konzertsälen, sondern erntet Applaus und Dollars als erster Ausstatter von Speiseräumen. Als unser Korrespondent in der Welt des Luxus und der Moden Herrn Lang zu Hause in New York besuchte, waren es weniger die exorbitante Spargel-Kunst auf den Gesimsen oder die überwältigende Koch-Literatur in den Regalen, die imponierten, es waren die Rotweine in. der Schublade: große, alte Weine — verkorkt natürlich.

Johannes Roth

Heft Nr. 65 / vom 29 Mai 1981

Seitenanzahl: 31 Seite

FAM-DE.1981.nr.65

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