Der Spiegel Nr.19 / 6 Mai 1974 - Staatsschützer Ehmke Genscher

Original Inhaltsbeschreibung:

In diesem Heft:

• Brandts wahre Meinung über Guillaume: Willy Brandt hat Günter Guillaume für ein bißchen dümmlich, minde­stens aber für beschränkt gehalten - nur nicht für einen besonders gerissenen Agenten. Auf der letzten noch von Guillaume geplanten Kanzlerreise nach Helgoland und Niedersachsen erkundete SPIEGEL­ Reporter Hermann Schreiber die wahre Meinung Willy Brandts.
• 1975 fehlen in Bonn 15 Milliarden: Wegen der Steuerreform wird im Bundeshaushalt 1975 ein Defizit von 15 Milliarden Mark klaffen. Finanz Staatssekretär Schüler weiß nur noch einen Ausweg aus der Geldklemme: "Wir machen mehr Schulden."
• Ost-Agenten: Nach Austausch reine Weste: Jahrelang spähte ein Bundesbürger für die DDR Betriebsgeheimnisse aus. Bevor es zum Prozeß kam, wurde der Spion ausgetauscht. Jetzt lebt er wieder in Westdeutschland - als unbescholtener Bürger.
• "Spinola hat den Teufelskreis durchbrochen": "Die Schlacht ist noch nicht gewonnen", fürch­tet der triumphal nach Lissabon heimgekehrte Sozialistenführer Mario Soares in einem SPIE­GEL-Interview. Jubelnd feierten die Portugie­sen die von Junta-Chef Spinola verheißene Rückkehr zur Demokra­tie. Doch über den Kolo­nialkrieg sind Militärs und Linke zerstritten.
• Das sowjetische Parteiorgan "Prawda": Die größte Zeitung der Welt nennt sich "Wahrheit" - .Prawda". Mit ihr kam Lenin an die Macht. Heute ist sie "kollektiver Organisator" des Sowjetvolks. Kenner lesen das Blatt von hinten und zwischen den Zeilen.
• Vorgeschichte im Experiment: Sie hacken Bäume mit dem Stein­beil um, legen Feuer an rekonstru­ierte Wikinger-Häuser und kochen sich ein Mahl, dessen Rezept sie dem Mageninhalt einer 2000 Jahre alten Moorleiche entnommen ha­ben: So überprüfen Vorzeit-For­scher ihre Grabungsbefunde im Ex­periment. Selbst was die Relikte im Boden nicht mehr erkennen lassen, Bevölkerungsstrukturen etwa, Ak­kermethoden oder handwerkliche Techniken der Frühzeit, enthüllt oft noch der archäoloqische Test.
• Ossi an-Ausstellung: Ein Sänger macht Mode: Napoleon deklamierte ihn auf hoher See, Goethes Werther ließ sich von ihm zu Tränen rühren: Ossian. der sagenhafte keltische Sänger, prägte um 1800 eine Geistesmode, die sich bis zur Erfindung von Ossian-Zimmern und Ossi an-Möbeln verstieg. Eine Paris-Hamburger Ausstellung analysiert diesen "Geschmack an Ossian" (Snobs befürch­teten sogar, er könne auf "Volksgeschmack" herabsinken) an 130 Zeichnungen und Gemälden.
• Industrielle bei Hof: Zum größten Betriebsaus­flug aller Zeiten brachen vorvergangenes Wochen­ende gut 100 westdeutsche Unternehmer in den Iran auf. Mit dem Schah und anderen Persern ver­handelten sie über Raffi­nerien und Chemieanla­gen, Stahlwerke und Ze­mentfabriken. Peter Brüg­ge beobachtete die Creme der deutschen Industrie während ihres Besuchs.
• Beste Beziehungen: Selbst geschenkt wäre Berlins luxuriöseste Bauruine noch zu teuer. Nach Experten-Berechnungen bliebe der 323 Millionen Mark schwere Steg­litzer Kreisel auf Jahre hinaus unrentabel. Die Kreisel-Erfinderin Sigrid Kressman-Zschach kam jetzt ins Gerede, als ihre besten, wenn nicht intime Beziehungen zu einem Senatsdirektor offenkundig wurden.
• Roms Rückfall in den Protektionismus: Mit massiven lmporterschwernissen hat Italien als erstes Mitgliedsland jene Grundfesten des Gemeinsamen Marktes erschüttert, die bisher als unumstößlich galten: die Zollunion, die einen ungehinderten Waren­austausch in der EG garantieren sollte. Rom verteidigt den Rückfall in den Protektionismus mit der Notwendigkeit, die marode Zahlungsbilanz des Landes zu sanieren.

6 Mai 1974

Seitenanzahl: 170 Seiten

Sprache: Deutsch