Der Spiegel Nr.44 / 27 Oktober 1969 - Bonns neue Herren

Original Inhaltsbeschreibung:

In diesem Heft:

• Nach dem Machtwechsel: Kanzler Brandt kündigt im SPIEGEL-Gespräch über sein Regierungs-Konzept an, er werde die FDP "besonders respektvoll behandeln" (Seite 29). Für Reformer Brandt sind fünf neue Minister entschei­dend wichtig (Seite 36). Der Machtwechsel bescherte den neuen Bonner Herren Woh­nungssorgen (Seite 44), dem abgetretenen Kanzler Rollen­ Schwierigkeiten (Seite 41), der CDU/CSU-Fraktion ein verjüngtes Führungs-Team (Seite 49). Wahl-Analysen ergaben, daß mehr Frauen als sonst SPD wählten (Seite 52) und daß 1973 bei Fortdauer des 69er Trends die SPD um 1,5 Prozent vor der Union liegen würde.
• Der Reichstagsbrand - von Hitler inszeniert? Ein Komitee europäischer Publizisten und Historiker behauptet, der Reichstagsbrand von 1933 sei von Hitler befohlen worden. Es will den wahren Brandstifter und dessen Helfer kennen, wei­gert sich jedoch, Namen und Beweismittel zu nennen. Der SPIEGEL analysiert die zurückgehaltenen Zeugenaussagen und Dokumente: Die These des Komitees bleibt unbewiesen.
• Brandt ist Moskaus bester Favorit: Moskaus Deutschlandbild vom Reich der Nazis, Räuber und Revanchisten stimmt nicht mehr, seit ein antifaschistischer Widerstandskämpfer Bundes­kanzler wurde. Sowjetische Scharfma­cher sehen zwar noch eine drohende Machtergreifung der Neo-Nazis und melden einen Putschplan - aber auch im Kreml beginnen die Konservativen umzudenken. Ausgerechnet bei den DDR-Geburtstagsfeiern in Ost-Berlin gab Parteichef Breschnew als erster ein Signal zu einem neuen deutsch-sowjetischen Verhältnis- er möchte die Spaltung Europas in Militärblöcke über­winden. Schon fiel in Moskau ein brisantes Reizwort: Rapallo.
• Portugal- das Armenhaus Europas: Portugal hat das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen, die re­lativ höchsten Militärausga­ben und das relativ niedrigste Bildungsbudget aller Länder Europas. Von zehn Portugie­sen können vier weder lesen noch schreiben. In einer Schein-Wahl ließ das Re­gime der Besitzenden am letz­ten Sonntag eine machtlose Nationalversammlung wählen.
• Wilder Markt für heiße Gelder: 37 Milliarden Dollar vagabundieren unkontrolliert quer durch Europa. Die Eurodollar , die von sowjetischen Bankiers vor 14 Jahren erfunden wurden, belasten das kapitalistische Wäh­rungssystem und erschweren den westlichen Zentralbanken die Konjunkturpolitik - dennoch sind sie ein Garant der Prosperität.

27 Oktober 1969

Seitenanzahl: 250 Seiten

Sprache: Deutsch