Frankfurter Allgemeine Heft 47 / Januar 1981 - Einsamer nie
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Frankfurter Allgemeine Heft 47 / Januar 1981 - Einsamer nie

Titelbild: Einsamer nie: „Elf Uhr vormittags" hat der große amerikanische Realist Edward Hopper 1926 diese Szene am Fenster eines New Yorker Mietshauses genannt

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Original Inhaltsbeschreibung:

  • Über Leute
  • Schlüsselwort Sympathie: Michael Fritzen
  • Der Psychoanalytiker Horst Eberhard Richter: Fotos Andrej Reiser
  • Wintersport auf leisen Pfoten: Rolf Hegge
  • Schlittenhunde: Fotos Klaus Bossemeye
  • Von Menschen und Gemäuern: Wilfried Wiegand
  • Der amerikanische Maler Edward Hopper
  • Vom Genießen: Glücklich bei Bläuel: Hanni Konitzer, Illustration Hans Hillmann
  • Kalender der Woche
  • Fragebogen: Heinz Bennent
  • Schach: Roswin Finkenzeller
  • Matchbox: Worum geht's?
  • Matchbox: Kreuzwort, Ortstermin, Streichholzspiel
  • Titel

Ein Stern bei Tag und ganz ohne Streifen

Die amerikanische Flagge besteht, wie jeder halbwegs amerikanisierte Europäer weiß, aus Stars und Stripes. Wir haben frevelhafterweise einen Original-Star vom Sternenbanner gelöst und stellen ihn hier, gewissermaßen am Ende der Fahnenstange, zur bequemen Ansicht aus. Der Stern soll hinführen zum farbigen Helden dieses Heftes, zu Edward Hopper, dem amerikanischsten Maler Amerikas, der vor bald hundert Jahren in New York geboren wurde. New York gehört, wie man ebenfalls wissen muß, zu den Gründungsstaaten der USA. Wir hätten als Bildelement für diese Seite also besser einen Streifen genommen - einen weißen? einen roten? -, aber ein Stern sei zackiger, meinten die Fachleute von der Graphik. Das leuchtet ein. Und dann erst der Symbolgehalt. Selbst wenn wir alle politischen Implikationen zwischen dem Freiheits- und dem Sowjetstern, zwischen dem Schwarzen Stern Afrikas und dem Davidstern Israels beiseite lassen, wenn wir jedwede Sternorden, das ganze weltweite Stargeflüster und sämtliche kometenhaften Erscheinungen unserer himmelstürmenden Jahre vergessen, so hat die allerorten mit großem Fleiß betriebene Sterndeutung doch noch immer freie Milchstraße. Seit die Menschheit auf den grandiosen Einfall kam, ihr Glück mit dem Fernrohr zu suchen, sind die Astrologen ja überhaupt nicht mehr auf dem Erdboden zu halten. Wer bedenkt, daß Hedwig Courths-Mahler und James Joyce, Faruk I. und Wilhelm II. im Zeichen des Wassermanns geboren wurden, weiß, was er vom kommenden Monat zu halten hat. Niemand wird also in dieser Lage nach Stripes streben, wenn er einen Stern zur Hand hat. Hier treffen sich der Mensch und die Graphik. Entscheidend freilich ist, wo wir unsere Leit-Stars jeweils suchen. „In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne“, verriet der wackere Illo dem wackelnden Wallenstein, als es bei Schiller noch Zeit war. Aber es half nichts. Nacht mußte es werden, damit Friedlands Licht auf- und ausging. Auch in scheinbar finsteren Tagen sollte man sich an ihm kein Beispiel nehmen.

Siegfried Diehl

Heft Nr. 47 / vom 23 Januar 1981

Seitenanzahl: 31 Seite

FAM-DE.1981.nr.47

Eigenschaften von diesem Artikel

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