Frankfurter Allgemeine Magazin Heft 126 / Juli 1982 - Kuckuck
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Frankfurter Allgemeine Magazin Heft 126 / Juli 1982 - Kuckuck

Titelbild: Nicht eben ein Querkopf, oder doch? Kuckuck nennt der Pariser Schriftsteller und Catoonist Roland Topor dieses Blatt. Meint er das hintergründig, abgründig gar? Oder ist er nur mal albern? Daß er uns hier im Ungewissen läßt, ist nicht die einzige Freiheit, die Topor sich nimmt

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Original Inhaltsbeschreibung:

  • Über Leute
  • Stil ist ihm ein Greuel: Wilfried Wiegand
  • Der Cartoon ist Roland Tor: Fotos Andrej Reiser
  • Neununddreißigste Fortsetzung des Notizbuchs: Johannes Gross
  • Kinopracht in Amsterdam: Filmpalast Tuschinski: Lothar Prox, Fotos Bettina Secker
  • Kalender der Woche
  • Schach: Roswin Finkenzeller
  • Fragebogen: Benno von Wiese
  • Matchbox: Kreuzwort, Ortstermin, Streichholzspiel
  • Titel

Von der Rolle des Eintritts oder Eintrittkarten von der Rolle

Wo Sprache ist, droht zugleich das Mißverstehen. Eine Filmrolle und eine Rolle im Film sind mit-nichten dasselbe. lm einen Fall liefert das Bild der Anschauung eine ebenso simple wie weittragende Erfindung der Menschheit, die runde, um eine Achse drehbare Scheibe nämlich, über die sich Filmmeter um Filmmeter belichtetes Material wickeln läßt. Der andere Fall meint die Kunst des Darstellens, wobei unter der Rolle eines Schauspielers ursprünglich die ihm zufallenden Worte ver-standen wurden. Noch Ende des sechzehnten Jahrhunderts war der Text des Spielers auf einen Papierstreifen geschrieben, von dem dieser bei den Proben die benötigten Zeilen ablesen konnte, während er das übrige aufgerollt in der Hand hielt. Die einzigen Papierstreifen, die heutzutage in Kino wie Theater noch eine Rolle spielen, sind die Billets am gewikkelten Meter, Eintrittsausweise, die sprachlich wieder streng zu scheiden sind vom Ausweis künstlerischen Könnens. Haben wir den geforderten Ohulus entrichtet, tut sich das Magazin auf für einen Blick in den Amsterdamer Tuschinski-Palast, der beweist, daß zur Kunst der Darstellung auch der Raum gehört. Die Rolle, wie sie vom Theater abgeschaut wurde, setzt übrigens inzwischen eine ganze Wissenschaft ins Brot, wobei streng unterschieden wird zwischen dem bloß Gespielten und der zentralen Kategorie menschlichen Handelns. Ob freilich, um noch rasch unser zweites Thema heute neben dem ehrwürdigen Tuschinski anzureißen, der Franzose Roland Topor nur spielt oder echt handelt, wenn er zeichnet, in einem Film mitwirkt oder wieder über einem Roman sitzt, wird selbst ein rollentheoretisch geschulter Soziologenkopf nicht entscheiden wollen. Unwidersprochen ist, daß Topor sich dann am wohlsten zu fühlen scheint, wenn er aus der Rolle fällt.

Hans-Dieter Seidel

Heft Nr. 126 in der 30. Woche vom 30 Juli 1982

Seitenanzahl: 23 Seiten

Sprache: Deutsch

FAM-DE.1982.nr.126

Eigenschaften von diesem Artikel

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1982