Frankfurter Allgemeine Magazin Heft 102 / Feb 1982 - Herzen
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Frankfurter Allgemeine Magazin Heft 102 / Feb 1982 - Herzen

Titelbild: Zweimal werden wir noch wach: Dann ist Valentinstag. Was wir dann durch die Blume sagen, schreiben sich Angelsachsen vom Hetzen, das sie ihrem Herzchen auf vielsagenden Karten ausschütten.

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Original Inhaltsbeschreibung:

  • Über Leute
  • Seitensprung mit dem Mephisto: Siegfried Diehl
  • Theaterstar Klaus Maria Brandauer: Fotos Calle Hesslefors
  • Siebenundzwanzigste Fortsetzung des Notizbuchs: Johannes Gross
  • Jeder fasse sich ein Herz: Udo Pini
  • Unverblümte Botschaften zum Valentinstag: Illustrationen Paper Moon Graphics
  • Ganz in Weiß: Peter Wapnewski
  • Die Nachgüsse der Berliner Gipsformerei: Fotos Hermann Michels
  • Kalender der Woche
  • Fragebogen: Ephraim Kishon
  • Schach: Roswin Finkenzeller
  • Matchbox: Gurkenstein
  • Matchbox: Kreuzwort, Ortstermin, Streichholzspiel
  • Titel: David Willardson

Illusion aus Napf und Tiegel: Schminke ist der Schmierstoff der Illusion. Wo falsche Tatsachen vorgespiegelt werden müssen, hilft es am ehesten, dick aufzutragen. Dem Indianer auf dem Kriegspfad und der weiblichen Kriegslist, genannt Make-up, ist schließlich gemeinsam, daß Farbe ins Spiel kommt: aus martialischen Gründen oder denen der Makellosigkeit. Kein Wunder, daß die Sitte, Gesicht oder Körper bei bestimmter Gelegenheit farbenfroh zu bemalen, schon für die Steinzeit verbürgt ist. Und was, um den Schein zu wahren, im Leben gilt, macht mit nämlichem Recht Rechte geltend in der Kunst. Die Maske gehört zum Theater wie das Rad zum Wagen. Und in beiden Fällen muß geschmiert werden. Selbst ein so expressiver Bühnenheros wie der im folgenden vorgestellte Wiener Mime Brandauer kann, um sich, wie Thomas Mann diese Kunst beschrieb, „mit so betörender Selbstgefälligkeit vor der Menge zu bewegen, ja, unterstützt freilich durch Licht und Fett Musik und Entfernung, diese Menge das Ideal ihres Herzens in seiner Person erblicken zu lassen und sie da-durch unendlich zu erbauen und zu beleben" — selbst also ein Ausdrucksvirtuose wie Brandauer kann nicht auf Zinkweiß verzichten oder rotgelben Ocker, auf rotes Caput mortuum oder rotbraun gebrannte Umbra, und was der stark färbenden Pigmente, Farbstoffe und Lacke mehr sind. Die Künstlertradition, Maske zu machen, reicht mit ihren Wurzeln in die kultischen Ursprünge des Dramas. Neben solchen „auf grundlegende Veränderung zielenden Anwendungen von Schminke", so sucht uns das auf Genauigkeit erpichte Lexikon zu belehren, gebe es den Gebrauch in der Schönheitspflege. Als ob es da nicht um eine grundlegende Veränderung ginge. So mancher Mann, von äußerer Schönheit gelockt, steht am Ende selbst als der Angeschmierte da. Oder wie eine Erkenntnis unserer Nachbarn, der Schweizer, lautet: „I schön G'sichtli vergaff di nit, 's chönnt au e Larvli si."

Hans-Dieter Seidel

Heft Nr. 102 vom 12 Februar 1982

Seitenanzahl: 55 Seiten

Sprache: Deutsch

FAM-DE.1982.nr.102

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