• Nicht auf Lager
Der Spiegel Nr.14 / 27 März 1972 - Zuviel Freiheit?
search
  • Der Spiegel Nr.14 / 27 März 1972 - Zuviel Freiheit?

Der Spiegel Nr.14 / 27 März 1972 - Zuviel Freiheit?

Titelbild: Deutschlands Schüler: Zuviel Freiheit?

Menge
Nicht auf Lager

Original Inhaltsbeschreibung:

  • Barzel will auf Nixon warten: Spätestens seit der vergangenen Woche weiß Rainet Barzel, daß sich die CDU/CSU durch ihr Nein zu den Ostverträgen zwischen alle Stühle setzt. Aus Paris brachte der Oppositionsführer die Einsicht mit: "Ich glaube nicht, daß Pompidou mir einen Glückwunsch schickt." Der Nein­ Sager will jetzt einen Aufschub gewinnen: Der Bundestag soll die zweite Lesung der Ostverträge bis nach Nixons Moskau-Reise aufschieben.
  • In Ost-Berlin: Luxus und Privat-Eigentum: Nach sechs Jahren Pause öffnet sich Ost-Berlin den Nachbarn von diesseits der Mauer als Metropole mit neuem Gesicht. Es glänzt mit einer alles überragenden Zentral­ Architektur, westlich orientierten Waren, eifrigen Kellnern. Für die Wiederkehr einer bürgerlichen Konsum-Hierarchie und Eigentums­ Bildung fand SPIEGEL-Reporter Peter Brügge markante. Hinweise: aufblühenden privaten Grundstücks­erwerb und Eigenheimbau am Stadt­randde sozialistischen Metropole.
  • Verwirrung in Frankfurt: An das "Chikago der sechziger Jahre" erinnert den Filialchef einer amerikanischen Fluggesellschaft der für eine Milliarde errichtete neue "Jumbo-Bahnhof" in Frankfurt - vorweg gelobt als eine perfekte Luft­fahrtanlage. Als Fehlplanung erwies sich inzwischen die Tiefgarage (Kosten: 80 Millionen Mark); voller Tücken ist die Gepäckbeförderung, Rolltreppen funktionieren vorerst nicht; verwirrt und ohne Orientie­rungshilfe hasten die Passagiere durch das komplizierte Bauwerk.
  • Indira Gandhis erdrückender Wahlsieg: Sie beginnt ihren 18-Stunden-Tag mit Joga-übungen, trinkt nur Wasser, meidet scharf gewürzte Speisen und "will kein bequemes Leben": Indiens Regierungschefin Indira Gandhi, die bei den Provinz­wahlen haushoch siegte. Für viele Inder, die sie "Mutter" nennen, ist sie "härter als jeder Mann".
  • Die Filzstiefel des Kommissars Breschnew: Zu Weihnachten 1943 hätten deutsche Land­ser an der Ostfront beinahe den Kommissar Breschnew gefangengenommen, den heute mächtigsten Mann im Kreml. Darauf wurden jetzt Moskauer Spitzengenossen aufmerksam gemacht. Ein sowjetisches Funktionärsblatt er­innert an Breschnews Kriegs-Meriten, die auffällige Parallelen zur Gegenwart erkennen lassen: Schon damals überschritt Politruk Breschnew seine Kompetenzen. Für Agitation zuständig, organisierte er Graupen und warme Hosen. Zehntausende Rotarmisten wechsel­ten während des Angriffs die Stiefel - Breschnew hatte sie vorsorglich beschafft.
  • Playboy oder Neuer Mensch?: Ob Giangiacomo Feltrinelli als dilettieren der Anarchist verunglückte oder von italie­nischen Rechtsextremisten ermordet wurde, war auch bis zum letzten Freitag noch nicht aufgeklärt - mehr als eine Woche nach dem Italien skandalisierenden Dynamit-Tod des Mailänder Links-Verlegers. Für den SPIEGEL schreibt sein deutscher Freund und Kollege Fritz J. Raddatz über das "extreme Leben" und die bedeutende Lebensleistung des Man­nes, der von seinen Verächtern "jetzt so leicht als terroristischer Playboy" geschmäht werde, manchen Bewunderern dagegen als "erster homo novus" erscheine.
  • Wassernotstand im Sommer?: Wird die Bundesrepublik, wie ein Uno-Bericht für das Jahr 2000 prophezeite, zu den "von Wasserknappheit bedrohten Gebieten" zählen? Westdeutsche Experten befürchten einen Wassernotstand schon für den bevorstehenden Sommer: Die Talsperren sind nur halb voll. Der Rhein, ökologisches Krisengewässer und nach an­haltender Winter-Dürre giftreicher denn je, droht "umzukippen".
  • Hahnemann trat nicht an: Verkehrsminister Leber ließ die SPD-Fraktion im unklaren darüber, daß der von ihm zum Bundesbahn­präsidenten vorgeschlagene frühere BMW-Manager Hahnemann Mit­arbeiter des SS-Sicherheitsdienstes gewesen ist. Akten aus der NS-Zeit beweisen, daß Lebers Ex-Kandidat 1938 einen Antrag auf übernahme von der SA in die SS stellte. Er selbst bezeichnete sich damals als SS-Anwärter. In der vergangenen Woche verzichtete Hahnemann auf den Präsidenten-Job.
  • Stahlküchen verlassen den Konjunkturschatten: Nach einer mehr als zwölf Monate währenden Absatzkrise in der Stahl­industrie nahmen Produktion und Aufträge in den vergangenen Woche langsam, aber stetig zu, und die Preise für Walzstahlerzeugnisse zogen wieder an. Ein Aufschwung in den Hüttenbetrieben löst erfah­rungsgemäß eine Konjunkturbelebung in der gesamten Industrie aus. Trotzdem geben sich die Stahlmanager an Rhein und Ruhr noch skeptisch.
  • Minister Ertl blieb in Brüssel hart: "Ich bin doch kein Feilscher", knurrte Agrarminister Ertl in Brüssel, als Frankreich überraschend eine zuvor gegebene Zustimmung zum sogenannten Grenzausgleich wieder zurückzog. Ohne diese zollähn­liche Abgabe würden aufgrund der Mark-Aufwertung die westdeutschen Agrarimporte begünstigt und -exporte beeinträchtigt. Staatschef Pompidou hatte aus wahltaktischen Gründen auf Abbau des Ausgleichs­systems gedrängt. Nach heftigem Streit behielt Ertl die Oberhand.

27 März 1972

Seitenanzahl: 202 Seiten

Sprache: Deutsch

DS-DE.1972.nr.14

Eigenschaften von diesem Artikel

Magazine vom Tag
27
Magazine vom Monat ...
3/März
Magazine aus dem Jahre ...
1972