Der Spiegel Nr.30 / 17 Juli 1967 - Die starken Männer werden schwach
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Der Spiegel Nr.30 / 17 Juli 1967 - Die starken Männer werden schwach

Titelbild: Die starken Männer werden schwach - Mister Schiller, Strauß

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Original Inhaltsbeschreibung:

Spiegel-Verlag/Hausmitteilung vom Datum: 17. Juli 1967 - Betr.: Lichtphilosophie

"Das machen Sie jetzt, nachdem Sie so viele Auf­nahmen gemacht haben?" murrte Karl ("Plisch") Schiller, als ihm Photograph Charles Wilp die Krawatte zurechtrückte, und Franz-Josef ("Plum") Strauss amüsierte sich : "Das ist ja ein Happe­ning!" Für ein sitzungsfreies Viertelstündchen waren Schiller und Strauss in des Kanzlers Amtsgarten getreten, um sich von Wilp, der im SPIEGEL-Auftrag seit zwei Tagen wartete, photo­graphieren zu lassen. "Dass die beiden von der tage langen Sitzung so ermüdet waren", philoso­phierte Wilp hinterher, "das war mein Glück. Wenn ich Politiker photographiere, dann will ich weg­bleiben vom aggressiven wie auch vom heroischen Klischee." Seinen grossen Namen hat Charles Wilp, 34, in erster Linie als Werbegestalter (SPIEGEL 9/1967) . Die Brauerei Isenbeck leistet es sich, vom Bier in ihren Anzeigen durch die Mar­kierung "Photographiert von Charles Wilp" abzu­lenken. Vor der Deutschen Gesellschaft für Photographie hielt er das Referat "Beeinflussung des menschlichen Unterbewusstseins über immaterielle Zonen". Er denkt sich, dass Tageslicht-Aufnahmen Wilp und Objekte im Kanzlergarten einen höheren Energie-Inhalt haben als Kunst­licht-Aufnahmen, doch auch ohne diese Theorie wäre der Zusammenklang der Kulisse des Palais Schaumburg mit dem Doppelporträt der matten Minister auf dem SPIEGEL-Titel technisch meister­lich zu nennen. Das Photographieren mit natür­licher Lichtenergie und sein Leben ohne Koffein, Nikotin und Alkohol bilden ihm eine tiefgründige Einheit, gerade ruft er eine "Yorbereitende Arbeitsgruppe zur Aufnahme von Versuchen für die Nutzbarmachung von Lichtenergie zur Auslösung von Kaufimpulsen" ins Leben - aber das macht, nichts, mancher Poet hat trotz schwacher Dichtungstheo­rien starke Gedichte gemacht, und nur das Resultat zählt. Ob Puschkin-Trinker Frank S. Thorn mit Freund, ob die Beine des Autos (Vei th-Pirelli) oder Isenbecks Bierparty - Erfolg hat er, wenn er sich und seine Photos der Erkenntnis unterordnet, dass viele Normalverbraucher heute gar nicht so normal sind. Als Karl Schiller hörte, dass es ein Werbe­gestalter sei, der ihn für den SPIEGEL photogra­phieren solle, einer noch dazu, der letztens ein Photomodell nackt posieren liess, fragte er: "Sol­len wir das nun auch noch machen, oder genügt es" wenn wir im Kabinett die Hosen herunterlassen?"

17 Juli 1967

Seitenanzahl: 114 Seiten

Sprache: Deutsch

DS-DE.1967.nr.30

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